Justiz im Iran wirft US-Reporter Spionage und Propaganda vor

Seit neun Monaten sitzt Jason Rezaian, Journalist der Washington Post, bereits in Teheran in Untersuchungshaft. Nun wird er offenbar angeklagt – wegen Spionage und „Zusammenarbeit mit feindlichen Regierungen“.

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Dem 39-jährigen Iran-Korrespondent der renommierten US-amerikanischen Zeitung Washington Post wird zur Last gelegt, vertrauliche Informationen und Propaganda gegen die Islamische Republik Iran gesammelt zu haben. Dies erklärte Rezaians Anwältin Leila Ahsan. Konkret soll der US-Journalist durch enge Kontakte zum Büro von Präsident Rohani Informationen über die Wirtschaft, sowie die Innen- und Außenpolitik des Landes gesammelt und an „feindselig gesonnene Personen“ weitergegeben haben. Es ist das erste Mal seit der Festnahme des Journalisten, dass Einzelheiten der Vorwürfe bekannt werden.
Die Rechtsanwältin widersprach den Vorwürfen und sagte, es sei zwar der Beruf ihres Mandanten, Informationen zu sammeln und darüber zu berichten. Rezaian habe aber „keinen direkten oder indirekten Zugang“ zu vertraulichen Informationen gehabt. Es gebe keine „gesicherte Beweise“ für die Beschuldigungen, fügte sie hinzu. Die Anwältin äußerte sich nach dem ersten Treffen mit Rezaian seit der Übernahme des Mandats zu seiner Verteidigung.
Das US-Außenministerium erklärte, bislang gebe es noch keine Stellungnahme der iranischen Behörden zu den Äußerungen von Rezaians Anwältin. Eine Sprecherin des Weißen Hauses bezeichnete die bekannt gewordenen Vorwürfe als absurd.
Fall Rezaian- eine reine Justizangelegenheit?
Zuvor hatte der iranische Justizminister Gholamhossein Esmaili erklärt, das Dossier gegen den 39-Jährigen sei „umfangreich“ und enthalte „verschiedene Aspekte“. Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hatte vergangene Woche über den Fall Rezaian gesagt, dieser sei eine Angelegenheit der iranischen Justiz und frei von politischer Einflussnahme. Die Äußerung folgte der Kritik seitens der Washington Post, die bemängelt hatte, ihr Reporter habe keinerlei rechtlichen Beistand erhalten.
Rezaian hat sowohl die iranische als auch die US-Staatsbürgerschaft und war seit 2012 Chef des Büros der Washington Post im Iran. Er wurde im Juli 2014 in seinem Haus in Teheran festgenommen – zusammen mit seiner ebenfalls als Journalistin tätigen Ehefrau Yeganeh Salehi. Die Iranerin, die als Korrespondentin für die in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Zeitung „The National“ arbeitet, ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Die Regierung in Washington hat den Iran bereits mehrfach aufgefordert, Rezaian umgehend freizulassen.
DW