Exekutionen im Iran: UN schlagen Alarm

Viele Hinrichtungen finden in aller Öffentlichkeit statt und sind daher besonders entwürdigend: UN-Experten beklagen jetzt zudem einen massiven Anstieg der Exekutionen in der Islamischen Republik.

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Allein im April wurde bei fast 100 Gefangenen das Todesurteil vollstreckt, durchschnittlich also an sechs Häftlingen pro Tag. Insgesamt sind das in diesem Jahr bereits mindestens 340 Hinrichtungen. Der am Freitag in Genf vorgelegte Bericht des Menschenrechtskommissariats der Vereinten Nationen zeichnet ein düsteres Bild über die Lage im Iran.
Unter den Getöteten seien mindestens sechs politische Gefangene und sieben Frauen. Viele Exekutionen seien nicht einmal offiziell mitgeteilt worden, sagte der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Iran, Ahmed Shaheed. Damit zeige die Regierung in Teheran eine „kalte Missachtung für Menschenwürde wie auch für internationale Menschenrechte“.
Auch der UN-Beobachter für außergerichtliche Hinrichtungen, Christof Heyns, äußerte sich „alarmiert“ über die steigende Zahl der Exekutionen, zumal angesichts rechtlich zweifelhafter Gerichtsverfahren. Bei vielen Hingerichteten handele es sich um Häftlinge, denen Drogendelikte vorgeworfen wurden. Dies erfülle nicht die internationalen Kriterien für eine mögliche Todesstrafe.
Mindestens 15 Hinrichtungen in diesem Jahr seien öffentlich erfolgt. Das verstärke noch den „ohnehin grausamen, unmenschlichen und entwürdigenden Charakter der Todesstrafe“, so die UN-Berichterstatter.
Die Islamische Republik ist nach der Volksrepublik China das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit.
SC/sti (dpa, kna)