Zehn Jahre Haft für Sohn von iranischem Ex-Präsidenten

Sieg des Rechts – oder doch ein politisches Urteil? Der Sohn des früheren iranischen Präsidenten Rafsandschani muss für lange Zeit hinter Gitter. Offizielle Begründung: Korruption.

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Ein Sohn des früheren iranischen Präsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani muss wegen Wirtschaftsdelikten und Gefährdung der nationalen Sicherheit zehn Jahre in Haft. Das meldet die amtliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf Justizsprecher Gholamhossein Mohseni-Edschei.
Mehdi Haschemi (Artikelbild) war im März wegen Verstößen gegen die Sicherheit sowie Betrug und Unterschlagung zu drei Haftstrafen von insgesamt 15 Jahren verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte die Strafen bestätigt. Laut Mohseni-Edschei muss Haschemi gemäß dem Gesetz aber nur die längste davon verbüßen, die zehn Jahre betrage.
Schmiergeld für Öl
Haschemi war Mitte der 2000er Jahre in den Verdacht geraten, als hoher Mitarbeiter im Erdölsektor Schmiergeldzahlungen von dem norwegischen Konzern Statoil und der französischen Firma Total entgegengenommen zu haben, um ihnen den Zugang zu den iranischen Ölvorkommen zu erleichtern.
Das Urteil gegen den 45-Jährigen ist die härteste Strafe gegen einen direkten Verwandten des früheren Staatschefs Rafsandschani. Der 80-jährige Geistliche, der von 1989 bis 1997 Präsident und zuvor auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte war, spielt bis heute eine zentrale Rolle in der Politik. Seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad 2009 ist er jedoch zunehmend ins Abseits geraten.
„Schlimmer als Krieg“
Rafsandschani hatte sich damals hinter die Protestbewegung gestellt, die Ahmadinedschad Wahlfälschung vorwarf. Dem Pragmatiker und gewieften Taktiker, der Ahmadinedschads Vorvorgänger war und heute zum Reformlager zählt, wird seit Jahren Vetternwirtschaft unterstellt. Sein Sohn Haschemi hatte den Reformer Mir Hossein Mussawi unterstützt. Nach der Wahl war Haschemi zunächst nach Großbritannien gegangen, 2012 aber nach Teheran zurückgekehrt, wo er festgenommen wurde.
Vater Rafsandschani hatte über Ahmadinedschads Zeit als Präsident ein harsches Urteil gefällt: Was dieser hinterlassen habe, sei „schlimmer als die Schäden nach dem Krieg“. Der Erste Golfkrieg mit dem Nachbarland Irak hatte ebenfalls acht Jahre gedauert.
jj/stu (dpa, afp)